Unser Interviewpartner, Ludger Rethmann, Vorstandsvorsitzender und Mitinhaber des Familienunternehmens Remondis

Unser Interviewpartner, Ludger Rethmann, Vorstandsvorsitzender und Mitinhaber des Familienunternehmens Remondis

(Rechte: Remondis, kostenfreie Überlassung für diesen Beitrag)

„Meine Beziehung zur ostdeutschen Daseinsvorsorgewirtschaft ist auch eine emotionale“

Interview mit Ludger Rethmann

 

Blog UNTERNEHMERIN KOMMUNE (UK):

Herr Rethmann, seit Februar 2023 ist Ihr Unternehmen mit 49 Prozent an der Stadtwerke Bad Belzig GmbH beteiligt. Mit dieser strategischen Partnerschaft wurde das Vier-Sparten-Unternehmen – es musste Ende 2021 wegen hochspekulativer Stromkäufe des Allein-Geschäftsführers Insolvenz anmelden – vor der damals absehbaren Zerschlagung gerettet. Die Stadtverordnetenversammlung stimmte einmütig zu, das Bundeskartellamt gab seinen Segen, regionale und überregionale Medien lobten unisono das durchaus riskante Engagement.[1] Was hat Sie dazu motiviert, und hat Sie die einhellige Zustimmung aus ganz Deutschland überrascht?

Ludger Rethmann:

Remondis blickt in Deutschland auf eine recht lange und erfolgreiche Tradition im Bereich der Öffentlich-Privaten Daseinsvorsorge (ÖPD) zurück. Mit 1 800 Beschäftigten eines der größten  ÖPD-Unternehmen ist die Frankfurter Entsorgung und Service GmbH, die FES. An diesem  Gemeinschaftsunternehmen mit der Stadt Frankfurt am Main ist Remondis mit 49 Prozent als privater Minderheitsgesellschafter beteiligt. Es leistet in dieser Konstellation seit 1998  gute Dienste für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt.  

Beteiligungen an kommunalen Unternehmen gibt es in 15 der 16 Bundesländern, einzige Ausnahme ist das Saarland. Ein Schwerpunkt ist Nordrhein-Westfalen, wo rund 36 Prozent der 67 Gemeinschaftsunternehmen mit Kommunen beheimatet sind. Natürlich ist NRW das größte Bundesland, aber ich sehe auch einen Zusammenhang zu unserem Firmensitz im westfälischen Lünen.  

In 86 Prozent dieser Beteiligungen an kommunalen Daseinsvorsorgeunternehmen sind wir  Minderheitsgesellschafter. Dieser hohe Anteil steht für ein Kooperationsprinzip, das ich für wichtig halte. Die Stadt oder der Landkreis sind per Gesetz für die Daseinsvorsorge verantwortlich. Deshalb sollten diese Körperschaften im Regelfall auch das letzte Wort haben. Die Erledigung der Aufgaben mit einem gemeinsamen Unternehmen belegt zugleich, dass wir die Verantwortung unter diesem Dach als Partner wahrnehmen. Dass sich dieses Verständnis bewährt und bei den Kommunen Anklang findet, wird durch die Langlebigkeit dieser  Unternehmen belegt. Im Durchschnitt aller Beteiligungen betrug die bei einem Vergleich ermittelte Lebensdauer im Jahr 2019 17 Jahre.[2] Dazu muss man anmerken, dass wir erst Mitte der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts in der Daseinsvorsorge strategisch auf gemeinsame Unternehmen mit kommunalen Gebietskörperschaften setzen. Mehr noch, es ist für uns die wichtigste und erfolgsreichste Form der kommunalen Kooperation, und wir sind in den meisten Fällen in bewusster Entscheidung die Minderheitsgesellschafter. Was unser kommunales Beteiligungsnetzwerk angeht, so gibt es bemerkenswerte Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen mit dem der Thüga, u. a. bei der Lebensdauer. Die genannte Durchschnittszahl 17 ist  die Momentaufnahme für das Jahr 2019. Für den 9. August 2023 lautet sie bereits 21.[3]

Alle unsere derzeit 67 ÖPD-Unternehmen sind stabil und gesund. Deshalb darf man mit einer deutlich höheren Lebenserwartung rechnen. Die Gründung eines solchen Unternehmens gerade in der Daseinsvorsorge wurde in einem gemeinsamen Buch zu diesem Thema von meinem Mitautor mit einer Ehe verglichen. Nicht zuletzt wegen der Trauungsformel „Bis dass der Tod Euch scheide.“ Das klingt vielleicht altmodisch, aber da der „Erfinder“ dieser Metapher im August seinen 48. Hochzeitstag feiert, weiß er, wovon er spricht. Er glaubt, wie auch ich, an die Gültigkeit im 21. Jahrhundert. Für Ehen, wie für gemeinsame Unternehmen.[4]

 Vor dem Hintergrund dieser deutschlandweiten erfolgreichen Aktivitäten in gemeinsamen Daseinsvorsorge-Unternehmen ist die große Zustimmung zu unserer Minderheitsbeteiligung an der Stadtwerke Bad Belzig GmbH für uns keine Überraschung. Die moderne Daseinsvorsorge ist mit ihren komplizierten Rahmenbedingungen – demografischer Wandel, Energiewende, strukturelle Unterfinanzierung sind wichtige Stichworte – eine große Herausforderung. Da ist ein starker privater Partner in vielen Kommunen und Landkreisen willkommen. Wir bringen, Kapital, Personal und Know-how ein  und stellen damit im Schulterschluss mit dem kommunalen Mit- und zumeist Mehrheitsgesellsachafter die Weichen für hohe Effizienz und Ertragskraft, 

Überdurchschnittlich stark im Osten

UK:

Von den 67 kommunalen Remondis-Beteiligungen in Deutschland befinden sich 24 in Ostdeutschland. Das sind fast 36 Prozent. Nach Bevölkerung und ökonomischen Parametern entfallen auf die neuen Länder aber nur 20 Prozent. Remondis ist dort also deutlich überproportional in der Daseinsvorsorge präsent. Warum?

Ludger Rethmann:

Viele unserer Beteiligungen in Ostdeutschland entstanden in den 90er Jahren. Das war in der Situation nach dem Mauerfall begründet Die Wertschöpfung in der DDR erfolgte bekanntlich in volkseigenen Strukturen. Die Kommunen waren rein administrative Einheiten mit wenigen Befugnissen in einem zentralistischen Staatswesen. Erst die am 18. März 1990 frei und demokratisch gewählte Volkskammer gab mit im Mai und Juni verabschiedeten Gesetzen den Kommunen ihr Eigentum zurück und begründete die kommunale Selbstverwaltung nach 40 Jahren Staatsherrschaft und Bevormundung. Damit wurde auch aus der Daseinsvorsorge wieder eine in erster Linie kommunale Aufgabe. In atemberaubend kurzer Zeit mussten ehemals staatliche Betriebe in Strukturen der kommunalwirtschaftlichen Betätigung verwandelt werden. Es entstanden die ersten Stadtwerke sowie kommunale Unternehmen und Verbände vor allem für die Entsorgung, die Wasserwirtschaft, den öffentlichen Personennahverkehr., aber auch kommunale Krankenhäuser und Wohnungsgesellschaften. In diesem Prozess musste auch die Abfallwirtschaft – das war zum damaligen Zeitpunkt unser Schwerpunkt – an die westlichen Standards angeglichen werden.  Wobei zur Wahrheit auch gehört, dass bei so manchem Stoffstrom die DDR  nicht zuletzt wegen knapper Ressourcen und Devisen  beim Recycling  der alten Bundesrepublik etwas voraushatte. Jeder DDR-Bürger wurde mit der Institution SERO groß. Die meisten Kinder verdienten sich ihr erstes Geld fürs neue Fahrrad mit dem Sammeln von Flaschen und Papier.

Wir hatten sehr gute fachliche Kenntnisse, wir wussten, wie man eine GmbH gründet und schnell ins Geld bringt, und wir hatten das Interesse, dass ostdeutsche Menschen aus den jeweiligen Regionen Verantwortung in der neuen Kommunalwirtschaft übernehmen. Das war mit den schon erwähnten gemeinsamen Unternehmen am besten zu machen. Für dieses bodenständige Herangehen brauchte man keine Glücksritter, sondern  ehrliche und faire Partner aus den alten Bundesländern.

Als solche wurden  wir offenbar wahrgenommen. Das spiegelt sich – und zwar  bis heute – in der überdurchschnittlich hohen Zahl der mit uns gegründeten Unternehmen der Öffentlich-Privaten Daseinsvorsorge  wider.  Ich selbst hatte das Glück, in dieser Zeit  viele Kontakte knüpfen zu dürfen und erste Aufträge zu akquirieren. Daraus sind nicht nur langfristige Geschäftsbeziehungen geworden, sondern auch viele persönliche Freundschaften, die bis heute Bestand haben. Deswegen kann ich mit Fug und Recht sagen, dass meine Beziehung zur ostdeutschen Daseinsvorsorgewirtschaft auch eine emotionale ist.

UK:

Sie haben westfälische Wurzeln. Ihr Familienunternehmen wurde in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts gegründet, Sie repräsentieren die nunmehr dritte Generation und haben Ihren Lebensmittelpunkt weiterhin im westfälischen Selm, wenige Kilometer entfernt vom Sitz der inzwischen weltweit agierenden Unternehmensgruppe in Lünen. Hat Ihnen das starke unternehmerische Engagement in den neuen Bundesländern den Osten nähergebracht? Wie manifestiert sich das und betrifft das auch Ihre Familie?

Ludger Rethmann:

Auf jeden Fall. Ich habe in jungen Jahren nach meinem Studium sehr viel Zeit in den neuen Bundesländern verbracht, denn hier ergaben sich nach der Wende große Chancen für die private Entsorgungswirtschaft. Es ging ja neben dem großen Feld der Daseinsvorsorge auch darum, für die vielen neue privaten Unternehmen, die damals entstanden, ein qualifiziertes Entsorgungs- und Verwertungsmanagement zu etablieren. Wir waren in beiden Segmenten sehr erfolgreich. Ohne den vertrauensvollen Kontakt zu den hochqualifizierten Menschen vor Ort, von denen viele in unserem Unternehmen eine neue berufliche Heimat gefunden haben, wäre das nicht möglich gewesen. Man muss erst einmal zuhören und verstehen, dann kann man gemeinsam nachhaltige Partnerschaften eingehen. Das haben wir mit großer Demut getan. Mit dem Ergebnis, dass wir uns längst als lokal und regional verwurzeltes Unternehmen auch und gerade in Ostdeutschland verstehen dürfen.

Für große Teile meiner Familie war das aber  nur der erste Schritt. Angefangen hat es mit meinem Vater, der bereits Anfang der 90er Jahre mit dem Kauf eines landwirtschaftlichen Betriebs in Kobrow, Ortsteil Wamckow, seinen Lebensmittelpunkt dauerhaft nach Mecklenburg-Vorpommern verlegte. Heute ist unsere Familie mit vielen ihrer Mitglieder ganz selbstverständlich in Mecklenburg-Vorpommern heimisch. In den Geburtsurkunden einiger Enkel meines Vaters und in der eines meiner Enkel stehen ostdeutsche Ortsnamen. Wenn sie größer sind, werden sie sich aber bestimmt in erster Linie als Mecklenburger fühlen, wie ich mich als Westfale. Ich hoffe, die Unterscheidung in „Ossis“ und „Wessis“ ist dann Geschichte.   

UK:

Ihre ersten Unternehmensbeteiligungen in der kommunalen Daseinsvorsorge gab es im Jahr 1990 mit dem erwähnten Schwerpunkt in Ostdeutschland. Diese Jahreszahl markiert auch den Beginn einer ungewöhnlich starken stabilen Expansion deutschlandweit und im internationalen Maßstab. Waren die friedliche Revolution der Menschen in der DDR und die darauffolgende Wiedervereinigung dafür aus heutiger Sicht auch Impulsgeber?

Ludger Rethmann:

Auf jeden Fall war die Art und Weise, wie sich die Menschen in Ostdeutschland gegen alle Widerstände und Anfeindungen friedlich für tiefgreifende politische Veränderungen eingesetzt haben, in höchstem Maße inspirierend. Sie haben uns allen gezeigt, dass man mit konstruktiver Hartnäckigkeit Dinge erreichen kann, die kurz zuvor noch unmöglich schienen. Diesen Antrieb, diese Konsequenz haben wir nicht nur bewundert, wir haben auch versucht, davon etwas zu lernen, etwas in unser Handeln einfließen zu lassen. Der Pionier- und Gründergeist, die Begeisterung für das Neue aus den ersten Jahren, ist in mir auch heute, Jahrzehnte später, noch sehr lebendig. Ja, ich wünschte mir, dass wir diese Leidenschaft für die vielen gewaltigen Aufgaben, die wir als vereinigtes Deutschland heute bewältigen müssen, neu beleben können.   

UK:

Im Vergleich mit den alten Bundesländern hat die kommunale Wirtschaft in Ostdeutschland einen fast doppelt so hohen Anteil an der Gesamtwirtschaft. Hauptgrund ist die deutlich geringere Industriedichte. Aus diesem Zusammenhang könnte man – auch unter Hinweis auf den Ost-Westvergleich in unserer Grafik  – ableiten, dass ihre ostdeutschen Beteiligungen neben der kommunalen auch eine volkswirtschaftliche Dimension haben. Trifft das zu, und wenn ja, worin zeigt sich das?

Grafik: 

Bedeutung der Kommunalwirtschaft als Arbeitgeber, Lohnzahler, Wertschöpfer, Investor im Vergleich neue und alte Bundesländer[5]

Ludger Rethmann

Da müsste man sicher jeden einzelnen kommunalen Betrieb und jede ÖPD-Gesellschaft gesondert betrachten, denn eine pauschale Antwort kann es darauf nicht geben. Die strukturelle Schwäche des Ostens – in erster Linie im Vergleich mit den alten Bundesländern – besteht trotz vieler leistungsfähiger mittelständisch geprägter Unternehmen fort. Kein Dax-Unternehmen hat seinen Sitz in Ostdeutschland und bis auf wenige Ausnahmen sind alle großen Konzernzentralen im Westen beheimatet.

Solche Großunternehmen prägen das Gesicht ganzer Regionen. Dafür stehen beispielhaft „der Daimler“ im Großraum Stuttgart oder Bayer in der Region um Leverkusen.

In vielen ostdeutschen Städten hingegen ist ein kommunales Unternehmen, zum Beispiel das Krankenhaus, der größte Arbeitgeber. Die Anfang der 2000er Jahre geprägte Aussage von den „Stadtwerken als Leuchttürme der ostdeutschen Wirtschaft“ ist auch im Jahr 2023 zutreffend.

Die Kommunalwirtschaft ist also nicht absolut besonders stark, sondern hat nur in Relation zur eher mittelständisch geprägten privaten Wirtschaft ein größeres Gewicht als in Westdeutschland. Gleichwohl prägen die privaten Unternehmen mit einem Anteil von rund 88 Prozent auch in Ostdeutschland die Wertschöpfung. 

Aber es sind eben oft auch Unternehmen der kommunalen Daseinsvorsorge, die Impulsgeber für regionale Wirtschaftskreisläufe sind. Diese Bewertung betrifft selbstverständlich auch die leistungsfähigen Unternehmen der Öffentlich-Privaten Daseinsvorsorge, an denen wir beteiligt sind.

Dafür steht beispielhaft die in Cottbus ansässige Lausitzer Wasser GmbH & Co. KG (LWG), an der wir 28,9 Prozent der Anteile halten. Dieses Unternehmen engagiert sich schon seit geraumer Zeit dafür, in Brandenburger kommunale Klärschlamm-Kooperationen zu entwickeln. Dies vor dem Hintergrund, dass  ab 2029 die Rückgewinnung von Phosphor aus diesen Klärschlämmen gesetzlich verpflichtend ist. Wir haben dafür die erste und derzeit noch einzige Anlage entwickelt, mit der die Rückgewinnung schon heute großtechnisch möglich ist. Realisiert wird das Verfahren, es trägt den Namen „TetraPhos“, in einem Gemeinschaftsunternehmen in Hamburg, an dem die kommunale Hamburg-Wasser mit 60 und wir mit 40 Prozent beteiligt sind.  Dieses Projekt steht wie kaum ein anderes für mein Verständnis von kommunal-privaten Daseinsvorsorge-Allianzen. Nur im Miteinander von hochanspruchsvollem Know-how, größter Effizienz und Daseinsvorsorgeverantwortung können wir die weitestgehende Rückgewinnung der Stoffe – das ist für mich ebenso ein Gebot der Stunde wie der Stopp der Erderwärmung – gewährleisten. Dafür steht praktisch, aber auch mit einer hohen Symbolkraft, das Phosphor-Recycling. Das ist bekanntlich als Dünger im besten Sinne ein Lebenselements. Ohne diesen würde die Welternährung zusammenbrechen.  

Es hat also auch eine gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Dimension, wenn sich die LWG in Brandenburg dafür einsetzt, die Rückgewinnung des Phosphor für die Kommunen dieses Bundeslandes und ihre Zweckverbände zu organisieren.

„Vielfältige Daseinsvorsorge-Kompetenz wird aufmerksam zur Kenntnis genommen“

UK:

Viele Menschen verbinden mit dem Firmennamen Remondis in erster Linie die Begriffe Entsorgung, inzwischen Recycling oder  Kreislaufwirtschaft. Dass sich dahinter – allerdings nicht nur unter dem Label Remondis – der mit Abstand größte Anbieter von Daseinsvorsorgeleistungen in Deutschland „verbirgt“, wird oft mit Erstaunen zur Kenntnis genommen.  Woran liegt das?

Ludger Rethmann:

Mein Großvater, Josef Rethmann, hat 1934 ein Fuhrunternehmen mit mehreren Kutschen im westfälischen Selm übernommen. Neben der bahnamtlichen Spedition, Bier, Kohle, Hochzeiten, Bestattungen, gehörte schon damals die Abfuhr von Abfällen mit Pferd und Wagen dazu. Es hat dann mehr als zwanzig Jahre gedauert bis wir den ersten Auftrag zur kommunalen Müllabfuhr in der gesamten Stadt erhielten.  Weitere  zehn Jahre später hat sich mein Vater als einer der ersten überhaupt die Frage gestellt, ob man nicht vieles von dem, was im Abfall landete, nicht besser wiederverwerten könnte. In den sechziger Jahren, haben nicht Wenige darüber gelacht.  Es gab noch keine Umweltbewegung, kein ökologisches Bewusstsein und keine grüne Politik. Viel später, und erst recht heute, zeigt sich, wie visionär diese damaligen Ideen waren. Heute wissen wir, dass von einer funktionierenden, ressourcen- und klimaschonenden Kreislaufwirtschaft, nicht weniger abhängt als der Erhalt unseres Planeten für künftige Generationen.

Die Tatsache, dass dieser Weg zur Kreislaufwirtschaft spätestens seit den sechziger Jahren unser Kerngeschäft bestimmt, hat dazu geführt, dass Remondis heute fast alle Stoffströme sammelt, sortiert und so aufbereitet, dass die recycelten Rohstoffe in Primärqualität in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden.

Das fängt natürlich mit der Sammlung an, und die findet auf kommunaler Ebene statt. Insofern bieten wir für die Kommunen, und eben gern auch gemeinsam mit den Kommunen  sämtliche Dienstleitungen dieses Teils der  kommunalen Daseinsvorsorge an:  von der Behältergestellung über die Abfuhrlogistik bis hin zu Transportdiensten, Winterdiensten und sogar Straßen- und Uferpflege. Selbst bei Sportveranstaltungen helfen wir bei der Verkehrsleitung, wenn das gewünscht ist.

Der große Schritt von der Entsorgung zur Rückgewinnung, wie ich ihn für unser Familienunternehmen beschrieben habe, ist für uns auch ein Schritt von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft. Auf diesem Weg kommen unsere Aktivitäten auf der  kommunalen Ebene immer stärker auch mit anderen Bereichen der Daseinsvorsorge in Berührung. Welcher junge Mensch weiß heute, was eine Mülldeponie. Deutschland war eines der ersten Länder weltweit, das ab 2005 diese Form der Müllablagerung verboten hat. Nicht zuletzt wegen der Gefährdungen der Grundwassers. Damit bin ich bei unseren wasserwirtschaftlichen Kompetenzen. 

Unser ursprüngliches Kerngeschäft wiederum ist von Mobilität nicht zu trennen. Das ist ein Grund, warum wir uns immer stärker mit den Themen Verkehr und Logistik beschäftigt haben. Heute realisieren wir als Miteigentümer des weltweit größten ÖPNV-Anbieters, der Transdev, diese Daseinsvorsorgeleistungen nicht nur in  Deutschland, sondern u. a. auch in Australien, Chile und den USA, um nur einige Beispiele zu nennen.

Dass wir nur auf das Thema Recycling reduziert werden – das ist auch aktuell für uns ein ganz wichtiges Kerngeschäft – ist nach meiner Wahrnehmung Vergangenheit. Ich sehe vielmehr, dass unser breites Angebot in der kommunalen  Daseinsvorsorge in den Kommunen mit großem Interesse zur Kenntnis genommen. Das zeigen nicht zuletzt die vielen anerkennenden Stimmen zu unserem Engagement in Bad Belzig und es wird auf Sicht auch zu weiteren kommunalen Beteiligungen führen. Denn erfreulicherweise zählen nach recht langer Ideologisierung des Themas bei der Bewertung unserer Kooperationsangebote immer stärker  unsere Kompetenzen und kommunalen Referenzen.

Ich möchte in diesem Zusammenhang erwähnen, dass wir mit gemeinsamen Unternehmen in der kommunalen Daseinsvorsorge auch im Ausland sehr erfolgreich sind. Ein Schwerpunkt liegt in Osteuropa, und dort wiederum in Polen, Bei unserem östlichen Nachbarn bestehen ÖPD-Unternehmen in Tarnowski Gory, Swidnik, Ostrowiec, Otwock, Gliwice, und Krosno. Begonnen hat diese erfreuliche Entwicklung schon 1992, also ähnlich wie in Ostdeutschland im Kontext mit gravierenden gesellschaftlichen Veränderungen zu Demokratie, Marktwirtschaft und selbstbestimmten Kommunen. Diese ÖPD-Gesellschaften bestehen bis heute erfolgreich und haben nicht zuletzt vor dem Hintergrund vieler gesetzliche Reformen ihre Stärke bewiesen. 2021 haben wir eine weitere Gesellschaft mit der Stadt Sosnowiec gegründet. Lediglich die Gesellschaft  in Ostrowiec führen wir seit einiger Zeit allein, natürlich im Einvernehmen mit dem kommunalen Partner.

Zu erwähnen ist auch ein bedeutendes ÖPD-Unternehmen in den Niederlanden, in dem ein kommunaler Verband Mitgesellschafter ist. Gemeinsam betreiben wir eine Müllverbrennungs-, eine Biogas- und eine Kompostieranlage sowie eine Deponie für inerte, also biologisch nicht abbaubare Abfälle.

Viele Ähnlichkeiten mit der Thüga-Beteiligungsphilosophie

UK:
Sie sind nicht nur die Nummer Eins in Deutschland unter den privaten Daseinsvorsorgeunternehmen, sie haben auch das größte private Beteiligungsnetzwerk in der kommunalen Daseinsvorsorge. Das wiederum weist in vielen wichtigen Parametern große Übereinstimmungen mit dem der kommunalen Thüga – größtes seiner Art in Deutschland – auf. Das dokumentieren wir für dieses Interview tabellarisch und bitten Sie dazu um Ihre Einordnungen.

Ludger Rethmann:

Die Thüga kommt ursprünglich aus einer anderen Richtung als wir. Sie hat als reiner Gasversorger im 19. Jahrhundert begonnen und sich  in ihrer weiteren Entwicklung immer vorrangig um das Thema Energieversorgung gekümmert. Ihre kommunalen Beteiligungen, in erster Linie an  Stadtwerken, sind bis heute vom Versorgungsgedanken geprägt. Wir dagegen kommen aus der Perspektive dessen, was man früher  unter dem Sammelbegriff Abfall- und Abwasserentsorgung zusammengefasst hat. Heute sprechen wir eher von Verwertung und Recycling, denn unser gemeinsames Ziel ist ja der Ausbau der Rückgewinnungswirtschaft. Da soll nichts mehr „entsorgt“ werden. Und genau darin liegt heute auch der Mehrwert für die Kommunen, die mit uns zusammenarbeiten.

Aber inzwischen – ich habe es schon erwähnt – ist unser Daseinsvorsorge-Portfolio viel breiter. Wir sehen uns damit noch deutlich besser prädestiniert, mit Kommunen zu kooperieren, bevorzugt in gemeinsamen Unternehmen. Daseinsvorsorge wird heute in sehr vielen Städten und Gemeinden als vernetzter Prozess verstanden und zunehmend entwickeln sich auch kleinere Stadtwerke zu leistungsfähigen Mehrspartenunternehmen. Der Bürger möchte möglichst viele Leistungen aus einer Hand bekommen. Das ist nicht zuletzt fachlich eine große Herausforderung. Für deren Bewältigung bieten wir inzwischen Know-how für fast alle Bereiche der Daseinsvorsorge, die wirtschaftlich erbracht werden. Mit diesem Angebot wollen wir auch die Stadtwerke Bad Belzig entwickeln, das mit seinen 25 Mitarbeitern natürlich nicht auf allen Gebieten die notwendigen Kompetenzen vorhalten kann. Als strategischer Partner können wir das sinnvoll ergänzen.

Unabhängig von anderen Schwerpunkten in den Kerngeschäftsfeldern gehen Thüga und Remondis mit ihren kommunalen Beteiligungen hier ähnliche Wege. Und sind damit auch ähnlich erfolgreich. 

Tabelle:

Die kommunalen Beteiligungen von Thüga und Remondis. Eine vergleichende Übersicht nach der Zahl der Beteiligungen, der Größe der Anteile an den kommunalen Unternehmen (Minder- oder Mehrheitsbeteiligungen) und der Lebensdauer[6]

 

Thüga                                                   Remondis

 

Zahl der Beteiligungen an                                           89                                                          67

kommunalen Unternehmen

im Bereich der Daseinsvorsorge

 

davon Mehrheitsbeteiligungen                                3 = 3,4%                                             9 = 13,4%

(mindestens 50,1 Prozent)

(absolut und in Prozent)

 

Davon Minderheitsbeteiligungen                            86 = 96,6%                                         58 = 86,6%

(maximal 50 Prozent)

(absolut und in Prozent)

 

Durchschnittliche Lebensdauer der                        18,1 Jahre                                          16,8 Jahre

Beteiligungen in Jahren für den Zeitraum

1990 bis Ende 2019[7]

 

UK:

Was prädestiniert Ihr Familienunternehmen als Kooperationspartner für Unternehmen in der kommunalen Daseinsvorsorge, und welchen Stellenwert hat für Sie der Status als Minderheitsgesellschafter, bei der Thüga bekanntlich ein Eckpunkt in der Beteiligungsphilosophie?

Ludger Rethmann:

Neben fairer Preisgestaltung für qualitativ hochwertige Dienstleistungen der Daseinsvorsorge können unsere kommunalen Partner sicher sein, auch im Hinblick auf Nachhaltigkeits- und Klimaschutzaspekte immer die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Dass wir dabei im Regelfall als Minderheitsgesellschafter fungieren, hatte ich unter Hinweis auf die kommunale Daseinsverantwortung schon begründet.

Wir können für die meisten unserer Beteiligungen an kommunalen Daseinsvorsorgeunternehmen zeigen, dass sich mit unserer Mitwirkung die Effizienz erhöht. Das führt regelmäßig zu höheren Erträgen, was wiederum die kommunalen Haushalte entlastet. Folgender Effekt wird oft vergessen. Wenn wir – das meint den kommunalen wie den privaten Gesellschafter gleichermaßen – mit den ÖPD-Unternehmen mehr Geld verdienen und dies auch mit der Erschließung neuer Geschäftsfelder erreicht wird, erhöht sich auch der Wert der jeweiligen Beteiligungen. Es gibt viele Beispiele, in denen folgender Effekt nachgewiesen werden kann: Hatte die Kommune mit der privaten Beteiligung ihre Anteile z.B. auf 51 Prozent reduziert, dann waren diese Anteile nach einigen Jahren genauso viel (teilweise sogar mehr) – wert, wie die 100 Prozent vor unserem Einstieg.

UK:

Von der kommunalen Ebene in Deutschland nun zur globalen Dimension Ihres Familienunternehmens. Was davon möchten Sie besonders hervorheben, welchen Rang hat bei diesen Aktivitäten die Daseinsvorsorge, und welche Rolle spielen technische und technologische Innovationen mit dem Schwerpunkt Bewahrung der Schöpfung?

Ludger Rethmann:

Die Idee der Kreislaufwirtschaft hat sich mittlerweile weltweit verbreitet. Ich sage bewusst verbreitet und nicht durchgesetzt. In vielen Ländern gibt es bis heute nicht einmal funktionierende getrennte Sammelsysteme für Abfälle. Deponierung ist weltweit nach wie vor die erste Wahl bei der – hier sage ich es ganz bewusst – „Entsorgung“ von Abfällen. Dabei wissen wir seit langem, dass Hausmülldeponien durch ihre Methanausgasungen echte Klimakiller sind. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, unsere Ideen einer Rückgewinnungswirtschaft auch international zu verbreiten. Dabei sind wir auf technische Innovationen und kluge Politik gleichermaßen angewiesen, um wirklich alle Rohstoffe dauerhaft im Kreis zu führen. Wir forschen permanent an neuen Recyclingverfahren und setzen auf modernste Technik, um die Sortierung immer weiter zu verfeinern. Das bereits erwähnte Beispiel Phosphorrecycling steht auch dafür, dass sich das wirtschaftlich lohnt. Das in unseren Laboren entwickelte TetraPhos-Verfahren, mit dem 90 Prozent des pflanzenverfügbaren Phosphors aus den kommunalen Klärschlämmen zurückgewonnen werden können, gilt heute  als Branchenstandard. Die Stadt Hamburg gewinnt aus ihrem gesamten Abwasser – nach dessen Behandlung bleiben Klärschlämme zurück, diese werden verbrannt, die Asche ist quasi der Rohstoff –  das Phosphor zurück.

„Wir sehen uns als Rückgewinnungswirtschaft“

UK:

Wir haben die Mammutaufgabe, die Erderwärmung unterhalb der schon sehr bedrohlichen Zwei-Grad-Marke zu stoppen. Aber mindestens ebenso wichtig ist es – angesichts der endlichen und auch zur Neige gehenden irdischen Ressourcen – die weitestgehende Rückgewinnung der in der Wertschöpfung verwendeten Stoffe sicherzustellen. Und zwar nicht irgendwann, sondern ab jetzt. Welche Beiträge können wir dazu von Remondis erwarten, und auf welchen Gebieten ist das auch ein Thema für Ihre kommunalen Beteiligungen?

Ludger Rethmann:

Das Wichtigste, ist die Getrenntsammlung von Abfällen, ihre anschließende bestmögliche Sortierung und die konsequente Rückführung aller darin enthaltenen Rohstoffe in die Wirtschaftskreisläufe. Das hat die EU auch in ihrem Green Deal erstmals als eine der fünf tragenden Säulen bei der Bekämpfung des Klimawandels definiert. Die Schließung von Deponien mit hohem Organikanteil muss diese Maßnahmen flankieren. In Deutschland hat das seit 2005 gültige Verbot von Hausmülldeponien  sogar einen regelrechten Verwertungsboom ausgelöst und einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele geleistet. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass Verbrennung mittelfristig  ein Auslaufmodell sein wird, wenn alles, jedenfalls weitestgehend, recycelt wird. Dafür plädieren wir ganz entschieden.  Je mehr Material auch gemäß der EU-Vorgaben stofflich recycelt wird, desto weniger bleibt für die oft kommunalen Verbrennungsanlagen übrig. Hier drohen uns über kurz oder lang Überkapazitäten, die dann jene kommunalen Haushalte belasten  können, die zu einem Teil auf Erträge aus diesen Anlagen. Die Zukunft liegt ganz klar in der Rückgewinnungswirtschaft.   

UK:

Wir brauchen in der Kreislaufwirtschaft schon eine kleine Revolution. Wo sehen Sie dabei Ihre Branche, und wird diese aktive Mitwirkung, ja auch Pionierrolle mit Begriffen wie Abfall- oder Entsorgungswirtschaft hinreichend abgebildet?

Ludger Rethmann:

Definitiv wird der Begriff der „Entsorgungswirtschaft“ verschwinden müssen, denn es geht es längst nicht mehr darum, irgendetwas zu „entsorgen“, sondern vielmehr konsequent zu recyceln. Der Aspekt der Rückgewinnungswirtschaft muss auch sprachlich und damit in den Köpfen aller Menschen viel stärker ins Bewusstsein gerückt werden. Das ist übrigens auch der Grund, warum wir hier bei Remondis schon lange nicht mehr von „Sekundärrohstoffen“ sprechen, sondern den Begriff „Recyclingrohstoffe“ durchsetzen. An recycelten Rohstoffen ist nämlich im Hinblick auf Qualität, Verfügbarkeit, Klimaschutz, Ressourcenschonung und sogar bei der Vermeidung von Kinderarbeit und anderen sozialen Aspekten absolut nichts Sekundäres. Warum setzen wir seit Jahrzehnten den Begriff „Sekundärrohstoff“ auf Platz 2 nach den „Primärrohstoffen“? Für unsere Recyclingrohstoffe muss niemand irgendwo auf der Welt Erdöl aus dem Meer pumpen oder mit hohem CO2-Ausstoß und landschaftszerstörend riesige Löcher buddeln, um an sogenannte Primärrohstoffe in Form von Erzen und Baustoffen zu kommen.  Darin sehen wir  – neben der Unterstützung der Kommunen bei der Erbringung der bürgernahen Leistungen der Daseinsvorsorge – auch die Hauptaufgabe unserer Branche: die Unterstützung  der Wirtschaft und den Erhalt der Schöpfung durch Bereitstellung von möglichst klimaneutralen und ressourcenschonenden Recyclingrohstoffen.

UK:

Lassen wir das Interview damit enden, wie wir es begonnen haben, mit Bad Belzig. Welches Signal setzt Ihr dortiges Engagement für die Öffentlich-Private Daseinsvorsorge Ihres Hauses, und würden Sie dem Interviewer in seiner Einschätzung folgen, dass man zumindest von einem Trend zu privaten Beteiligungen – in erster Linie als Minderheitsgesellschafter – an kommunalen Daseinsvorsorgeunternehmen sprechen kann?

Ludger Rethmann:

Das würden wir uns zumindest wünschen. Deshalb haben wir uns auch so über die Entscheidung von Bad Belzig gefreut, mit uns als strategischem Partner die Stadtwerke in eine gute Zukunft zu führen  Diese Entscheidung könnte eine gewisse Signalwirkung über die Region hinaus haben. Die gestiegenen Herausforderungen, mit denen sich die Kommunen angesichts der hier skizzierten Ausgangslage in Zukunft zunehmend beschäftigen müssen – ein wichtiges Stichwort lautet Dekarbonisierung-  lassen sich  sehr oft leichter und schneller mit einem kompetenten und wirtschaftlich starken, privaten Partner an der Seite bewältigen.

UK:

Danke für das Gespräch.

Das Interview führte der Blogger, Prof. Dr. Michael Schäfer

[1] Das Insolvenzverfahren und dessen positiver Ausgang wird in der Rubrik Daseinsvorsorge & Kommunen detailliert beschrieben und wissenschaftlich evaluiert.

[2] Das ist der Stand im Jahr 2019, in dem diese Bestandsaufnahme im Zusammenhang mit einer vergleichenden Analyse der Beteiligungen der Thüga und von Remondis vorgenommen wurde. Da die 2019 untersuchten 66 Beteiligungen auch aktuell noch bestehen, läge der Durchschnittswert jetzt schon bei 21 Jahren. Hinzukommen sind 2023 als Nummer 67 die Stadtwerke Bad Belzig GmbH. Für den neuen gerundeten Durchschnittswert von 21 Jahren hat das aber keine nennenswerte keine statistische Relevanz. Die Ergebnisse des Vergleichs der Thüga- und Remondisbeteiligungen sind nachzulesen in: Schäfer M Rethmann L, Öffentlich Private Partnerschaften. Auslaufmodell oder eine Strategie für kommunale Daseinsvorsorge , Springer Gabler, Wiesbaden, 2020, S. 319 – 341

[3] An diesem Tag wurde das Interview mit Ludger Rethmann geführt.

[4] ebenda

[5] Quelle: Schäfer M Rethmann L,  Öffentlich-Private Partnerschaften. Auslaufmodell oder eine Strategie für kommunale Daseinsvorsorge , Springer Gabler, Wiesbaden, 2020

[6] Quelle:  Schäfer M Rethmann L,  Öffentlich-Private Partnerschaften. Auslaufmodell oder eine Strategie für kommunale Daseinsvorsorge , Springer Gabler, Wiesbaden, 2020 (Unter Hinweis auf die Remondis-Beteiligungen an der Stadtwerke Bad Belzig GmbH im Februar 2023 wurde die Zahl der Remondis-Beteiligungen gegenüber der Buchfassung von 66 auf 67 korrigiert.)

[7] Anzumerken ist für Remondis bzw. vormals Rethmann, dass erst ab den 90er Jahren gemischtwirtschaftliche Unternehmen auf kommunaler Ebene zu einer strategischen und damit auch zu einer konkreten Option wurden. Und zwar im Zusammenhang mit den Aktivitäten in den neuen Ländern bzw. in der noch bestehenden DDR. Für einen seriösen Vergleich der Lebensdauer von ÖPP-Unternehmen zwischen Remondis und Thüga kann also nur der Zeitraum 1990 bis 2019 betrachtet werden. Zudem begannen beide Unternehmen praktisch zeitgleich ihre Aktivitäten in Ostdeutschland, ein weiterer Grund für den gewählten Vergleichszeitraum. Der Vollständigkeit halber und um die Zahlenvergleiche nachvollziehbar zu machen, seien hier auch die absoluten Zahlen genannt. Die erste und heute noch bestehende Beteiligung der Thüga datiert aus dem Jahr 1920, feierte schon ihr 100jähriges Jubiläum. Insgesamt datieren zehn der insgesamt 89 in diesem Kapitel dokumentierten Thüga-Beteiligungen aus der Zeit vor 1990. Damit gehen in die Vergleichsstatistik 79 der 89 Thüga-Beteiligungen ein. Bei Remondis berücksichtigen wir die 66 Beteiligungen (Stand 1990, inzwischen sind es 67), denn vor 1990 waren kommunale Beteiligungen nicht Gegenstand der wirtschaftlichen Betätigung,  auch nicht in Westdeutschland.

Für Zahlenfreunde: die 66 Remondis-Beteiligungen hatten zum Stichtag 31. Juli 2019 ein Gesamtalter von 1.109 Jahren. Die 79 Thüga-Beteiligungen im Vergleichszeitraum 1990 – 2019 brachten es in Summe auf 1.437 Jahre.

Das Gesamtalter der gemischtwirtschaftlichen Thüga-Unternehmen unter Berücksichtigung der zehn Beteiligungen, die bereits vor dem 01. Januar 1990 bestanden, beträgt 2.054 Jahre.

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